2017-07-24 PNN Palmwein, Pop und Plastikteller

Palmwein, Pop und Plastikteller

„Afrika-Fest“ am Brandenburger Tor feierte zum sechsten Mal Toleranz und Weltoffenheit

Ein Hauch afrikanischen Flairs in Potsdams Mitte – das gibt es nicht jeden Tag. Den Kontinent in Miniaturform konnte man am Samstag in der Innenstadt sehen, am Ende der Brandenburger Straße, direkt vorm Tor. Dort fand zum sechsten Mal das „Afrika-Fest“ statt. Eines, das mit wenigen Zutaten in einem kleinen Kreis auskam: eine Bühne, eine Hüpfburg, einige Verkaufsstände.

Afrikanische Stereotype wurden zumindest optisch erfüllt: Auf der Bühne stand einer mit Fellhaube über den Dreadlocks und schlug die Klanghölzer, zwei Bongos begleiteten ihn. Die afrikanischen Weisen mischten sich mit dem Quietschen der Kinder auf der Hüpfburg rechts vom Brandenburger Tor.

Organisiert wurde das jährlich stattfindende Fest, das sich dem Integrationsgedanken sowie der Förderung von Toleranz und Demokratie verschrieben hat, wie in den vergangenen Jahren vom Verein Internationales Center für Deutsche und Immigranten. Unterstützung erhielt es vom Balanka e.V., Cagintua e.V., von Menschen mit Migrationshintergrund, Potsdamer Bürgern und Vereinen sowie privaten Personen und der Landeshauptstadt Potsdam. Zusammen will man beim „Afrika-Fest“ die Vision für eine weltoffene Stadt Potsdam zeigen, ein Zeichen für Partizipation und Chancengleichheit für alle setzen.

Bei der Handvoll Stände im Halbkreis war in diesem Jahr auch das Berliner Restaurant „Afro-Base“ aus Neukölln mit dabei. Es roch gut, das wechselhafte Wetter beschleunigte den Appetit. „Mama Africa!“, strahlte eine Frau in buntem Kleid hinter den Kochtöpfen ihre Gäste an. Was darf es sein? Der besondere Service für Unentschlossene: einmal alles! Also „Jollof Rice“, der mit Tomatenmark rot gefärbt ist, und Kokosreis, dazu „Beans & Dodo“ aus zerkochten Schwarzaugenbohnen, frittierte Kochbanane, scharfe Sauce – und als deren Kontrapunkt Erdnusssauce. Nicht ganz stilecht mit Plastiklöffel vom Plastikteller, aber es schmeckte hervorragend. „Wir feiern zusammen“, sang der Sänger der Band auf der Bühne, während der Regen in das Essen nieselte.

Direkt neben dem Stand von „Afro-Base“ war der von „Omoba“ aufgebaut: Prince Ade Gbadebo hat sich auf den Import afrikanischer Getränke spezialisiert und betreibt damit einen Handel in Berlin. Es wurden dort afrikanische Fanta, Malzbier, aber auch exklusive Getränke angeboten: der Palmwein „Prince“ etwa, als königliches Getränk deklariert, in einer grünen Flasche schwamm eine etwas milchige Flüssigkeit, die vor dem Öffnen der Flasche aufgeschüttelt wird. Der Palmwein war sehr kalt und sehr süß, und nach drei Schluck alle.
Was gab es noch beim „Afrika-Fest“? „Guinness“ aus Nigeria, das jedoch fast acht Prozent Alkohol hat, außerdem Bier mit Mango-, Bananen- und Ananasgeschmack. Und ein klassisches Bier war auch dabei: „Gulder“ aus der nigerianischen Hauptstadt Lagos, nicht gerade herb, aber passend zum verregneten Tag.

Unterdessen plätscherte im Nieselregen die Gute-Laune-Musik, irgendwo zwischen Reggae und afrikanischem Pop. Der afrikanische Rhythmus ist unvergleichlich, unter Regenschirmen wurde getanzt. Viele mussten unter den Ständen ausharren, das Geschäft lief angesichts des Regens nicht besonders gut. Am Stand nebenan: Wein aus Südafrika und allerhand Nippes und bunte Perlen. Am Stand vom ICDI e.V., dem International Center für Deutsche und Immigranten, saßen Kinder hinter einem Stapel Flyer und Cola und spielten auf ihren Handys.

Vor der Bühne balancierte jemand zwei übereinander gestellte Glasflaschen auf einem Tennisball – auf einem Holzstab, der in seinem Mund steckte. Die anwesenden Kinder staunten und applaudierten mit glänzenden Augen. Neben der Bühne ein Schild: „Potsdamer Farbe sind wir“, stand darauf, die Banner von „Potsdam bekennt Farbe“ – das Motto der Landeshauptstadt für Weltoffenheit und Toleranz – verliehen ihm den Kontext. Und es wurde getanzt: Die Band spielte Reggae, während sich die Sonne wieder durch die Wolken kämpfte. Hallo, Afrika.
Von Oliver Dietrich

http://www.pnn.de/potsdam/1202851/
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