2017-05-05 MAZ Suchtberatung und Prävention neu vergeben

Suchtberatung und Prävention neu vergeben

Egal, ob Alkohol, Drogen oder Spiel: Suchtkranke und Suchtgefährdete erhalten in Potsdam seit 25 Jahren Hilfe. Nun hat die Landeshauptstadt die Beratung und Prävention erstmals ausgeschrieben. An dem europaweiten Verfahren haben sich nur wenige beteiligt. Gerade hat die Stadt die Zuschläge erteilt. Ein alter Bekannter ist dabei, ein anderer alter Bekannter fehlt.

Potsdam. Die Salus-Klinik Lindow (Ostprignitz-Ruppin) und der Verein Chill-out sind ab sofort im Auftrag der Landeshauptstadt für die Suchtberatung und Suchtprävention in Potsdam zuständig. Damit haben zwei auf dem Gebiet erfahrene Träger den Zuschlag in der europaweiten Ausschreibung erhalten.

Chill-out ist seit fast 15 Jahren in Potsdam in der Suchtprävention für Kinder und Jugendliche tätig. Die Salus Klinik hat in Lindow 1997 eröffnet; sie besteht aus zwei räumlich getrennten Abteilungen für Psychosomatik und Sucht mit mehr als 270 Behandlungsplätzen. Weitere Salus-Kliniken, Ambulanzen und Beratungsstellen gibt es in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Zudem befindet sich eine Salus-Tagesklinik mitten in Potsdam auf dem Campus des Ernst-von-Bergmann-Klinikums. Dort werden spezifische Angebote etwa für Alkohol- und Medikamentenabhängige unterbreitet. Wann die Salus-Suchtberatungsstelle eröffnen soll, war am Dienstag nicht zu erfahren.

Wie berichtet, hatte die Stadt die Suchtberatung Ende 2016 für drei Jahre ausgeschrieben. Mit der Arbeit der bisherigen Träger Chill out und Awo war man stets zufrieden, hieß es aus der Verwaltung. Der Jurist des Rathauses habe aber festgestellt, dass Potsdam ihnen die Aufgabe nicht – wie seit Jahren praktiziert – frei Hand hätte anvertrauen dürfen.

An der ersten und europaweiten Ausschreibung haben sich laut Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) nur wenige Interessenten beteiligt. Für die Suchtberatung wurde lediglich ein einziges Angebot abgegeben, für die Prävention – es gibt ein Angebot für Erwachsene und eines für Kinder und Jugendliche – kamen pro Los zwei Angebote ins Haus. Alle Angebote stammten laut Rathaussprecher Stefan Schulz aus dem Land Brandenburg.

Anders als zunächst angekündigt, hat sich die Arbeiterwohlfahrt (Awo), die bisher Träger der Suchtberatung in Potsdam war, nicht an der Ausschreibung beteiligt. „Der angebotene Vertrag in den Ausschreibungsunterlagen war für uns nicht umsetzbar“, sagte die Chefin des Awo-Bezirksverbandes Angela Basekow auf MAZ-Nachfrage. „Diese Einschätzung können wir nach 25 Jahren Tätigkeit auf dem Gebiet der Suchtberatung und -behandlung für uns treffen.“ Ihr Engagement auf diesem Gebiet werde die Awo laut Angela Basekow indes nicht einstellen. „Unsere ambulante Suchtberatungs- und Behandlungsstelle wird immer für unsere jetzigen und für neue Klienten Angebote unterbreiten. Für die Klienten und Mitarbeiter ändert sich nichts.“ Am 14. Juli feiere man 25-jähriges Bestehen.

25 Jahre – so lange gibt es laut Stadtsprecher Stefan Schulz die Suchtberatungsangebote in Potsdam, seit 19 Jahren zudem die Anlaufstelle zur Prävention. Im Vergleich mit anderen Städten habe Potsdam derzeit kein abweichendes Suchtproblem. „Wie in den Jahren zuvor deckt sich das Verteilungsbild der Suchtphänomene mit den epidemiologischen Erkenntnissen, wonach alkoholbedingte Störungen im Vordergrund stehen“, so Schulz. „Ebenso etablieren sich die Suchtphänomene Pathologisches Spielen und Cannabis als zweit- beziehungsweise drittgrößte Gruppe. Alle anderen Suchtformen spielen eine untergeordnete Rolle.“
Von Nadine Fabian

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