2017-04-21 MAZ Fremdkörper in der Fabrik Potsdam

Fremdkörper in der Fabrik Potsdam

Schattenspieler in der Fabrik.
Quelle: Angélique Préau

Die Theatergruppe Tarantula des Offenen Kunstvereins in Potsdam entwickelte gemeinsam mit Freunden aus Spanien und Italien ein Stück. Die Kontakte entstanden über ein von der Europäischen Union gefördertes Freiwiligenprogramm. Am Freitag ist die Aufführung von „Foreign Bodies – Fremdkörper“ in der Fabrik, Schiffbauergasse.

Potsdam. „Foreign Bodies – Fremdkörper“ ist der Titel einer großen Aufführung mit 70 Beteiligten, die am Freitag in der Fabrik einmalig über die Bühne geht. Die Performer kommen aus Spanien, Italien und Potsdam. Die Vorstellung ist das Finale einer Werkstattwoche mit Workshops in den Bereichen Tanz, Bewegung, Live- Musik, Puppen und Objekte, Licht und Schatten sowie Digitaler Körper. Sie beschließt zugleich eine kleine Reihe gegenseitiger Besuche, die 2014 mit einem gemeinsamen Projekt im Baskenland begann.

Eine Erzählung von Höhlen war das Thema der abschließenden Vorstellung im spanischen Bilbao mit damals 40 Teilnehmern. Ein Jahr später im süditalienischen Polignano A Mare waren bereits 50 Jugendliche und junge Erwachsene dabei, als auf dem Marktplatz des Küstenortes das Stück „Europera“ über eine Oper gegeben wurde, die eigentlich nicht, dann aber doch stattfinden sollte.

Entstanden sind die Kontakte über das von der Europäischen Union geförderte Freiwilligenprogramm des Offenen Kunstvereins und seiner mittlerweile in das Erwachsenenalter gekommenen Jugendtheatergruppe Tarantula. Die Freundschaft mit Italien wird schon seit mehr als zehn Jahren gepflegt.

Auf das Baskenland kamen sie über Clara Pujalte, die als Freiwillige beim Offenen Kunstverein für internationale Projekte zuständig war. Ihre Entscheidung für das Baskenland war naheliegend: „Ich wollte Uli meine Heimat zeigen“, Ulrike Schlue, der Theaterfrau im Offenen Kunstverein, die nun auch mit ihr gemeinsam die aktuelle Werkstattwoche leitet.
Der Arbeitstitel „Fremdkörper“ kann durchaus als politische Metapher verstanden werden. „Wir haben das als Horizont, aber wir wollen kein Statement dazu abgeben“, sagt Schlue. Doch eine Story, eine erzählerische Idee wurde nicht vorgegeben.

Das Stück, das nun zu sehen ist, wurde aus der Bewegung heraus entwickelt, wie Simon Knop Jacobsen (20) berichtet, der als Mitglied von Tarantula bereits zur ersten Begegnung in Spanien dabei war. Mehrfach öffneten sich die einzelnen Workshopkreise, um in Jam-Sessions eine Verbindung zu den anderen Gruppen herzustellen. Tänzer trafen da auf Puppenspieler mit riesigen Masken, Musiker auf Schattenkünstler.

30 der Teilnehmer sind angereist, die übrigen kommen aus Potsdam und aus Berlin. Von der Anzahl der Mitspieler waren die Veranstalter selbst überrascht, wie Ulrike Schlue sagt: „Wir dachten nicht, dass der Zulauf von Potsdamern so groß sein würde.“

Möglich wurde das Projekt mit seinen vielen Beteiligten durch ein Netzwerk kultureller Einrichtungen. Unterstützung mit günstigen Probemöglichkeiten kommt vom T-Werk, von den Oxymoron-Tanzstudios des Waschhauses und von der Fabrik selbst. Die auswärtigen Gäste übernachten im Hochlland auf der anderen Seite der Nuthestraße.

Das Begrüßungstreffen war im Freiland-Kulturzentrum, wo am Sonnabend auch der Abschied gefeiert werden soll. Auch Raum für das Abendprogramm gab es dort, wenn Zeit dafür blieb. Denn an manchen Tagen wurde von 10 Uhr früh bis 23 Uhr in der Nacht geprobt. Unterstützung kam nicht zuletzt von vielen öffentlichen Institutionen: „Die spanische Botschaft hat uns Wein gespendet“, sagt Clara Pujalte.

Trotz des großen Aufwands bleibt es bei nur einer Vorstellung am Freitag um 20 Uhr. Restkarten gibt es unter Tel. 0331/24 09 23. Die nächste Folge sei bereits in Vorbereitung, sagt Clara Pujalte. Nun sei Spanien wieder dran. Ob es aber auch das Baskenland wird, sei noch nicht sicher. Sie würde dafür gern mit allen auf die Kanaren reisen.
Von Volker Oelschläger

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