2016-08-19 PNN Auf dem nackten Asphalt

Auf dem nackten Asphalt

Street style. Auch der zwölfjährige Serhat (l.) und der 14-jährige Hamid treten beim „Concrete-Battle“ an. Normalerweise trainieren sie drinnen, kurz vor dem Wettkampf testeten sie aber den Asphalt auf dem Bassinplatz. Foto: Johanna Bergmann

Auf dem Bassinplatz findet heute das „PDM Concrete-Battle“ statt. Die Breakdancer treten im K.O.-System gegeneinander an – und ziehen sich vermutlich so manche Blessur zu.

Die blauen Flecken an den Armen vom letzten Mal sind noch zu sehen, und um das Handgelenk hat sich Robert Segner die vielen Schnürsenkel gebunden, die er im Eifer des Gefechts verloren hat. Breakdancen auf dem nackten Asphalt hinterlässt Spuren, auch bei Profis wie dem 30-jährigen Potsdamer. Und doch macht es für „Breaker“ wie ihn einen ganz besonderen Reiz aus, den Tanz, bei dem der Bodenkontakt quasi Programm ist, wieder dort zu praktizieren, wo er herkommt – auf der Straße.
Oder konkreter: auf dem Bassinplatz. Denn dort findet am heutigen Freitag ein Breakdance-Wettkampf statt, das „PDM Concrete-Battle“. Statt in Trainingsräumen müssen sich die Tänzer auf der geteerten Fläche am südlichen Rand des Platzes miteinander messen – ohne Kunststoffbelag und ohne Matten. Street style eben.
Schon zum vierten Mal organisiert Segner, der schon seit seiner Jugend in der Potsdamer Breakdance-Szene aktiv ist und zu der Gruppe „Kaputtmachers“ gehört, gemeinsam mit dem Stadtjugendring das „Concrete Battle“. Die Idee entstand 2011, während der Aktion „208 Meter Toleranz“. Junge Menschen aus der Region sollten damals den Bauzaun um das Landtagsschloss am Alten Markt nach ihren Vorstellungen besprühen, Segner wurde um einen Beitrag zur Abschlussveranstaltung gebeten. Spontan stellte er damals ein Outdoor-Breakdance-Battle auf die Beine – wahrscheinlich das erste in Potsdam. 2013 und 2015 wiederholte er die Aktion.
„2015 Jahr kamen so viele Menschen, dass wir uns entschieden haben, das ,Concrete-Battle’ ab sofort jährlich zu machen“, sagt Segner. Rund 500 Leute hätten den Wettkampf letztes Jahr verfolgt, auch damals fand er schon auf dem „Bassi“ statt. Teilnehmen durften nur um die 16 erwachsene und ebenso viele Nachwuchs-Tänzer. Auch diesmal werden es nicht sehr viel mehr sein – ganz bewusst. „Wir wollen, dass jeder etwas dem Battle hat und nicht ewig warten muss, bis er an der Reihe ist“, so Segner.
Die 16 bis 20 Teilnehmer, die diesmal im Profi-Battle gegeneinander antreten, kommen aus allen Teilen Deutschlands und Europas. Sie reisen aus Rostock, Bonn, Magdeburg, Hannover und Berlin an, andere aus Großbritannien, Russland, Polen, Schweden und Dänemark. Sie müssen nach dem K.O.-Prinzip eins zu eins gegeneinander antreten, eine Jury – besetzt mit Breakdance-Profis aus Deutschland, Schweden und Italien – entscheidet jeweils über den Sieger. Die Newcomer treten jeweils Zweierteams gegeneinander an, ebenfalls nach dem K.O.-Prinzip. Die Gewinner werden mit Geldpreisen und Markenklamotten belohnt, außerdem wurden im Kulturzentrum Freiland eigens Medaillen angefertigt – passend zum Anlass aus Beton.
Segner rechnet wieder mit vielen Breakdance-Begeisterten, die sich den Wettkampf ansehen. „So ein Battle auf dem Asphalt macht für die Leute aus der Szene einen gewissen Reiz aus“, sagt er. Zwar ist das Verletzungsrisiko größer, aber die Tänzer müssen sich eben auch kontrollierter und überlegter bewegen. „Man ist eingeschränkter, aber das Tanzen auf dem Asphalt eröffnet auch neue Horizonte.“ Auch die Tatsache, dass der Wettbewerb in der Öffentlichkeit stattfinde, bringe neue Impulse mit sich, so Segner. „Es findet ein Austausch mit der Umwelt statt. Die Leute reagieren auf einen, sind begeistert und manchmal auch entsetzt, was wir uns antun.“
Los geht es um 15 Uhr mit einem Breakdance-Training für Anfänger. Um 16 Uhr startet das Battle der Nachwuchs-Tänzer, um 18 Uhr treten die Profis gegeneinander an. Für das leibliche Wohl sorgt ein Stand mit afrikanischem Essen, an einer Bar werden Getränke verkauft. Außerdem wird es eine Slackline zum Balancieren geben und für Kinder die Möglichkeit zum Malen und Jonglieren. Nach der Preisverleihung spielt eine Band aus Kopenhagen Latin-Funk und Cumbia – um 23 Uhr ist Schluss. Robert Segner selbst wird übrigens nicht in den Ring steigen, er moderiert die Veranstaltung. Weitere Blessuren wird er sich also wohl ersparen.
Von Katharina Wiechers

http://www.pnn.de/potsdam/1105373/
2016-08-19 PNN Auf dem nackten Asphalt.pdf (117,0 KB)