2016-05-02 PNN Punkrock und russische Polka

Punkrock und russische Polka

Auftritt von 44 Leningrad. Hunderte Besucher tanzten mit. Foto: Manfred Thomas

Bereits zum 16. Mal fand das „Rhythm Against Racism Festival“ in Potsdam statt. Es gab tanzbare Musik und klare Botschaften gegen Fremdenfeindlichkeit.

Potsdam - Dass der Luisenplatz so voll ist, das hat man selten – eigentlich nur einmal im Jahr, am 30. April, dem Vortag des 1. Mai. Dann steht auf dem Platz in Potsdams Mitte eine Bühne, umsäumt von Ständen mit Infos, Essen und Trinken. Ein Volksfest also – aber was für eins: „Rhythm Against Racism Festival“ heißt die bunte Feier, die am Samstag zum mittlerweile 16. Mal stattfand. Es sei immer wieder faszinierend, wie es der DGB jedes Jahr schaffe, die „Potsdamer Zecken mit dem Bürgertum zusammenzubringen“, sagte etwa Jürgen Engert von der Studierendenvertretung der Uni.
Aha, ein politisches Festival in Potsdam. Das laut sein möchte gegen Ausgrenzung, für Toleranz und Verständigung – eine Selbstverständlichkeit, die von einer Handvoll Versprengter namens „Pogida“ gerade anzukratzen versucht wird. Aber nicht mit Potsdam und nicht mit Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), dem Schirmherr des Festivals. NPD, AfD und Pogida seien „in dieser Stadt nicht toleriert“, sagte er. Und: „Ich will hoffen, dass die Pogida-Anhänger ihre Aktionen aufgeben.“
Klare Ansagen auf dem „Rhythm Against Racism Festival“
Eine klare Botschaft hatten auch die Bands, die unter dem Spruchband „Kein Sex mit Nazis“ für Musik sorgten. Den weitesten Weg hatten Cat Eaters: Die „Katzenesser“ aus Rheinland-Pfalz heizten mit Liedern darüber ein, dass mit Bier alles besser wird – Punkrock eben, aber guter. Da gelang den Potsdamern Stadtruhe, deren Schlagzeuger an diesem Tag Geburtstag hatte, mit ihrem gut gelaunten Pop-Rock mühelos der Anschluss.
Dann brachten 44 Leningrad mit russischer Polka und einem Coversong von „Bella Ciao“ die Besucher so zum Tanzen, dass das Wasser im Brunnen Wellen schlug. Da brauchten Montreal die Stimmung nur abschöpfen – auch wenn die Band einen eher durchschnittlichen Auftritt hinlegte, gefeiert wurde sie trotzdem. Ein guter Schachzug, als Letztes die Berliner Polka-Ska-Band Polkageist spielen zu lassen – die kamen dem Spaßfaktor von 44 Leningrad recht nah. Vielleicht sollte man beide Bands öfter zusammen spielen lassen. Und für alle, die sich schon auf nächstes Jahr freuen: Dann fällt der 1. Mai auf einen Montag. Damit es nichts zu nörgeln gibt.
Von Oliver Dietrich

http://www.pnn.de/potsdam/1073394/
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