2008-11-12 MAZ - Kritik an Polizei hält an / Spartacus: Provozierende und sexistische Sprüche

SOZIOKULTUR: Kritik an Polizei hält an
Spartacus: Provozierende und sexistische Sprüche

POTSDAM / INNENSTADT - Der harte Polizeieinsatz gegen die illegale Party hunderter Jugendlicher in der früheren Skaterhalle an der Kurfürstenstraße wird am 26. November den Hauptausschuss beschäftigen. Oberbürgermeister und Polizeipräsident hätten zugesagt, sagte Linken-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg gestern. „Man muss die Emotionen rausnehmen und sehen, ob auf Hausbesetzung und Ruhe störenden Lärm angemessen reagiert wurde.“

Die Augenzeugenberichte vom Sonntagmorgen sind gestern bestätigt worden. Achim Trautvetter vom Jugendverein „Spartacus“ erklärte, die kurzzeitige Besetzung der Halle sei eine politische Aktion gewesen, die unterstreichen sollte, „in welche Notsituation die kulturelle Szene durch die Sanierungs- und Umbaupolitik der Stadt gekommen ist“. Man habe nach dem friedlichen Protest von 1500 Menschen die Skaterhalle, die zur Rekonstruktion des Parks des Palais Lichtenau abgerissen wird, „für eine Nacht zurück erobert“.

Trautvetter schildert den Polizeieinsatz: „… stürmten die Berliner Bereitschaftspolizisten, die gegen fünf Uhr als Hundertschaft vor der Halle aufgetaucht waren, das Gelände. Die zuvor tanzenden Jugendlichen mussten nun rennen, um den prügelnden Polizisten zu entkommen. Drei Partygäste wurden festgenommen, etliche verletzt. Während der Schikanen auf offener Straße, wobei seitens der Polizei geschubst, geschlagen und beleidigt wurde, fielen auch provozierende und sexistische Sprüche, weibliche Gäste wurden angefasst mit den Worten: ’Darauf stehst du doch.’ Menschen wurden als ,Schwuchteln’ bezeichnet. Außerdem wurde von Berliner Polizisten der ,Auswärtssieg’ skandiert … Zudem fielen Sätze, wie: ,Heute ist doch Kristallnacht’.“ Laut Scharfenberg haben auch Mitglieder der Jugendorganisation „Solid“ solche Details des Einsatzes bestätigt.

Jasmin Kunzel vom Spartacus fordert die Stadt auf, den Verkaufserlös der Skaterhalle in die Sanierung des Ex-Restaurants „Minsk“ als Soziokultur-Standort zu stecken. V.Kl.

Quelle: MAZ vom 12.11.2008