2008-11-05 MAZ - Protest gegen Geisterstadt

AKTION: Protest gegen Geisterstadt
Demonstration fordert mehr Freiräume für Jugendkultur

Samstagabend, 20 Uhr: Sobald man den Hauptbahnhof verlässt, ist Potsdam wie eine Geisterstadt – jedenfalls für ausgehfreudige Jugendliche.

Ihrem Frust wollen viele an diesem Sonnabend Luft machen: Ab 14 Uhr findet eine Demonstration für alternative Freiräume und Kultur zu erschwinglichen Preisen statt. Der Protestmarsch unter dem Motto „Freiräume statt Schlossträume“ startet am Hauptbahnhof, zieht durch die Innenstadt und endet am Platz der Einheit. Im Anschluss wird es ein Konzert im „Archiv“ in der Leipziger Straße, eine Elektroparty in der ehemaligen Skaterhalle in der Kurfürstenstraße geben sowie ein Lagerfeuer im „ la datscha“. Die Demonstranten ärgert, dass viele alternative Haus- und Kulturprojekte bedroht sind: Das „S13“ und der „Spartacus“ sind geschlossen. Zeitweilig wurde auch der linksautonome Kulturtreff „Archiv“ gesperrt, weil die Feuerwehr Brandschutzmängel entdeckt hatte.

Zudem hat Bürgermeister Jann Jakobs vorgeschlagen, das Gebäude in der Babelsberger Johansenstraße als neuen Jugendclub, Spartacusersatz und Hauptort für kreative und subkulturelle Aktivitäten zu nutzen. So soll auf dieser 500-Quadratmeterfläche auch das „Archiv“ und eventuell noch das Hausprojekt der „Villa Wildwuchs“, was jetzt „la datscha“ heißt, stationiert werden.

Doch dieses Vorhaben bringt Probleme mit sich: Erstens hat das Archiv zurzeit eine Fläche von etwa 2000 Quadratmetern, auf denen sich Proberäume, eine Sporthalle und ein Atelier befinden. Die Kapazitäten der Räume in der Johansenstraße würde das sprengen.

Zweitens wollen „la datscha“ und „Spartacus“ eigenständig bleiben. Die „Villa Wildwuchs“, wo „la datscha“ untergebracht ist, will ein neues, sich selbst verwaltendes Jugendzentrum aufbauen und „Spartacus“ sucht bereits nach einer geeigneten Einrichtung. Hinzu kommt, dass auch die Skaterhalle am Palais Lichtenau im Dezember geschlossen wird.

Um all diesen Ärger aufzufangen, haben die Organisatoren der Demonstration, Patrick Hinz und Benjamin Bauer, zusätzlich ein Internetforum unter www. ajkp.de eingerichtet, in dem Ideen, Diskussionsbeiträge und Lösungsvorschläge gesammelt werden. (Von Henriette Raddatz)

Quelle: MAZ 19.11.2008