2008-09-15 MAZ - Farbbeutel aufs Stadthaus Spartacus-Aktivisten „diskreditieren“ sich selbst

JUGENDKULTUR: Farbbeutel aufs Stadthaus
Spartacus-Aktivisten „diskreditieren“ sich selbst

POTSDAM / INNENSTADT - Unbekannte haben gestern zwischen 4.30 und 5.50 Uhr rote und weiße Farbbeutel ans Stadthaus geworfen. Mehr als 100 Quadratmeter Fassade am Haupteingang des denkmalgeschützten Gebäudes in der Friedrich-Ebert-Straße wurden verunreinigt. Polizeibeamte sicherten Spuren und leiteten Ermittlungen zum Verdacht der Sachbeschädigung ein.

Zu dem Anschlag bekannten sich „die heimatlosen jugendlichen“. In einer E-Mail an die MAZ hieß es weiter, „potsdams jugend fühlt sich betrogen – ihr werdet es spüren“. Hintergrund sind die Querelen um ein Ersatzdomizil für Spartacus-Verein und Jugendclub S 13, nach dem das von der Linkspartei vorgeschlagene „Minsk“ von den Stadtverordneten abgelehnt worden war. Daraufhin hatten Freunde des Spartacus mit Besetzung des leer stehenden Gebäudes am Brauhausberg gedroht. Damit hätten sich die Spartacus-Aktivisten diskreditiert, sagte Harald Kümmel (SPD) gestern, der die Initiative „von extremistischen Elementen aus der Linkspartei“ getrieben sieht. Mit dem Aufruf zur Besetzung von fremdem Eigentum machen sie ihr eigenes Projekt kaputt, sagte er. Fraktionschef Mike Schubert warnt vor einer Zuspitzung des Wahlkampfes durch unbedachte Äußerungen einiger Kandidaten: „Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel“.

Rüdiger Schmolke vom Chill out-Verein zur Förderung akzeptierender Drogenarbeit sieht wieder ein Problem „in die kommunalpolitische Warteschleife geschoben“. Moritz Kirchner von den Jungkandidaten der Linkspartei findet es „erschreckend“, dass Stadtverordnete wie Kümmel erst jetzt Handlungsbedarf sehen. (MAZ)

Quelle: MAZ vom 15.09.2008