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Freiland soll bleiben

Verwaltung empfiehlt nach erfolgreicher Testphase mit 90 000 Nutzern und Gästen Fortführung des Jugendkulturzentrums

Das vor zwei Jahren als befristetes Modellprojekt eröffnete Jugendkulturzentrum Freiland in der Friedrich-Engels-Straße soll bleiben. Die Verwaltung empfiehlt den Stadtverordneten in einer der MAZ vorliegenden Beschlussvorlage die Aufnahme von Verhandlungen für den Abschluss eines Folgevertrages mit der Betreibergesellschaft Cultus. Beigefügt ist der Vorlage ein sehr positiver Evaluationsbericht. Die Ziele des Projekts werden als „ausgesprochen ambitioniert“ bezeichnet, formulierte Anforderungen seien „in hohem Maße erfüllt“. Unter „inhaltlich-konzeptionellen Aspekten“ sei das Projekt als „äußerst erfolgreich zu bewerten“.

Als Indikatoren für den „großen Rückhalt in der soziokulturellen Jugendszene“ werden rund 15 500 ehrenamtliche Arbeitsstunden Jugendlicher bei der Errichtung des Zentrums und überwiegend ehrenamtliche Aktivitäten beim Betrieb etwa des Cafés und des Spartacus-Clubs genannt. In den Jahren 2011 und 2012 kamen nach Angaben der Betreibergesellschaft insgesamt fast 90 000 Gäste aufs Gelände. In einem zum Nachweis für die Förderung geführten „Veranstaltungstagebuch“ seien für 2011 rund 25 000 und für 2012 rund 49 000 Nutzer erfasst. Weitere rund 15 000 Gäste seien unabhängig von Veranstaltungen auf das Gelände gekommen, das rund um die Uhr für jedermann geöffnet ist.

Das Freiland-Zentrum entstand in unmittelbarer Folge einer schweren Krise der Jugendkulturszene im Jahr 2008. Mit dem Lindenpark, dem Waschhaus und dem Archiv waren die drei größten Jugendkulturzentren der Landeshauptstadt fast zeitgleich von der Schließung bedroht, kleinere Häuser wie der Spartacus-Club in der Schlossstraße oder das Waldschloss in Babelsberg verschwanden ebenso wie die Skaterhalle in der Kurfürstenstraße und Sprayerwände in der Schiffbauergasse. Das früher vom Wasserbetrieb genutzte Gelände an der Friedrich-Engels-Straße wurde den Freiland-Initiatoren um den damaligen Geschäftsführer des Stadtjugendrings, Dirk Harder, nach langen politischen Verhandlungen von den Stadtwerken zur Verfügung gestellt. Die Errichtung einer „ersten Ausbaustufe“ des Projekts wurde von den Stadtverordneten im März 2010 beschlossen.

Kernidee des Freiland-Zentrums ist eine Art basisdemokratische Selbstverwaltung durch die jugendlichen Nutzer, die von Harder mit Partnern gegründete Cultus-Gesellschaft ist nach außen in der Funktion eines Gewährsmannes und nach innen gewissermaßen Hausmeister. Die Finanzierung der Betriebs- und Personalkosten wurde von der Stadt in den ersten beiden Jahren mit jeweils 125 000 Euro unterstützt, für 2013 sind rund 140 000 Euro und für 2014 knapp 170 000 Euro vorgesehen. Laut Evaluation ist Freiland unterfinanziert. Die Autoren empfehlen eine Anpassung, weil sonst „der Kommerzialisierungsdruck … immer weiter steigt“. Laut Stadt hat die Cultus-Gesellschaft in einer Rentabilitätsvorschau für 2014 einen Zuschussbedarf in Höhe von 190 200 Euro ausgewiesen. (Von Volker Oelschläger)