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Kino und Filmgespräch im Haus 2 sowie anschließend Party im Spartacus

Ganz bestimmt ist die Retrospektive auf den Weltkrieg – und ganz besonders auf den Widerstand – von einer männlichen Perspektive geprägt, klammert man mal Begriffe wie „Trümmerfrauen“, die sich jedoch auf die Zeit danach beziehen, aus. Dabei gab es doch auch junge Frauen, die sich mit aller Kraft auf den Widerstand konzentrierten, sogar Partisaninnen wurden: Der Film „Geschenkt wurde uns nichts“ von Eric Esser, der am heutigen Freitag im Haus 2 im Freiland zum „Tag der Befreiung“ gezeigt wird, dokumentiert Jahrzehnte später drei dieser Partisaninnen, die sich der italienischen Resistenza anschlossen, um die deutschen Besatzer zu bekämpfen.

In den Interviews offenbaren sich bewegende Schicksale von Frauen, die sich in emanzipatorischer Einzigartigkeit verbündeten: Oberfeldwebel Annita „Laila“ Malavasi, die 22 Jahre alt war, als sie sich den Partisanen anschloss, Waffen transportierte – „Handgranaten in Glühbirnenschachteln“ – und an Gefechten teilnahm. Oberfeldwebel Pierina „Iva“ Bonilauri, die als Vizekommandantin ein von Partisanen geführtes Gefängnis leitete und Leutnant Gina „Sonia“ Moncigoli, die verantwortlich für die Versorgung der Stadtguerillabrigade 37 in der Reggio Emiglia war. Emanzipatorisch schon deshalb, weil der militärische Grad vor ihren Namen bereits so ausschließlich männlich ist, dass das Auge daran hängen bleibt.

Dabei war Italien ein enger Verbündeter des kriegshungrigen Hitler-Deutschlands, teilte dieselben Allmachtsfantasien – selbst das Wort „Faschismus“ ist ein Italianismus. 1943 schien für das faschistische Italien der mit angezettelte Weltkrieg bereits verloren zu sein, die Alliierten landeten auf Sizilien, wo sie kaum auf Widerstand stießen. Das Waffenstillstandsabkommen mit den Alliierten sorgte schließlich dafür, dass die italienischen Soldaten nach Hause zogen – während Nazideutschland die Situation nutzte, um in den Norden Italiens einzufallen, schließlich wurde Diktator Benito Mussolini sogar aus dem Gefängnis befreit und wieder eingesetzt. Mit dem bürgerlichen Widerstand der Resistenza hatten die Besatzer jedoch nicht gerechnet.

Wenn dieser Film die Geschichte einer Emanzipation erzählt, dann die einer lebenslangen. Denn was als Befreiungskampf gegen Faschisten begann, setzte sich als Befreiungskampf für das eigene Bewusstsein fort. Besser kann man die Geschichte nicht in die Aktualität holen. Oliver Dietrich

„Geschenkt wurde uns nichts“ am Freitag, 8. Mai, ab 19 Uhr im Haus 2 auf dem Freiland-Gelände, Friedrich-Engels-Straße 22. Anschließend ist “Befreiungs-Disco” im Spartacus nebenan.