2017-07-11 PNN Nach G-20-Krawallen: Neue Debatte um Freiland

Nach G-20-Krawallen: Neue Debatte um Freiland

Laut den Organisatoren des Demo-Trainings im alternativen Jugendzentrum Freiland geht es um die Vorbereitung auf friedlichen Protest. Foto: A. Klaer

Die AfD fordert, die Finanzierung des Demo-Trainings im Potsdamer Jugendzentrum Freiland zu stoppen. Deren Organisatoren haben jedoch erklärt: Man rufe zu friedlichen Protesten auf.

Teltower Vorstadt - Nach den schweren Ausschreitungen beim G-20-Gipfel in Hamburg gerät auch das von der Stadt geförderte linksalternative Jugend- und Kulturzentrum Freiland in den Fokus einiger Stadtpolitiker. Anlass ist ein schon im Vorfeld des Gipfels in die Kritik geratenes Demo-Training in der Anlage.
Dazu teilte CDU/ANW-Fraktionschef Matthias Finken am Montag im sozialen Netzwerk Facebook mit: „Die Öffentlichkeit muss darüber informiert werden, was dort wirklich trainiert wurde. Schließlich haben wir in Potsdam genügend Sportvereine, die gerne unterstützt würden. Bei denen wissen wir, wie unser aller Geld verwendet wird.“ Dabei bezog sich Finken auf eine Antwort des Kulturdezernats auf eine Kleine Anfrage der AfD. Darin hatte das Rathaus geantwortet: „Wir gehen davon aus, dass das Training keine Gewalthandlungen beinhaltete, dies wäre nicht im Sinne der Unterstützung durch die Stadtwerke.“ Doch das sei angesichts der Krawalle von Hamburg zu wenig, kritisierte Finken. Auch ein AfD-Sprecher forderte erneut einen Stopp der städtischen Förderung für das Freiland, es geht um 190.000 Euro pro Jahr.
Organisatoren: „Wir wollen auf gewaltfreie Proteste vorbereiten“
Dem widersprach Freiland-Gesellschafter Dirk Harder. Es habe sich um ein Seminar zum richtigen Verhalten in schwierigen Situationen bei Demonstrationen gehandelt. Dabei habe nicht erklärt werden sollen, wie man Steine wirft, Brandbomben bastelt oder Polizisten verletzt. Vielmehr sei es um die Aufklärung von Jugendlichen gegangen, die bei Großdemos schnell in lebensbedrohliche und rechtlich schwierige Situationen geraten könnten. Organisator der Informationsveranstaltung sei nicht das Freiland gewesen, sondern die sozialistische Jugendorganisation der Falken als einer der 70 Mieter auf dem Gelände des Jugendzentrums. Schon vor dem Treffen hatte die Potsdamer CDU-Bundestagskandidatin Saskia Ludwig von einem „Krawalltraining, finanziert durch die Landeshauptstadt“ gesprochen. Die Falken hatten dazu erklärt, man rufe zu friedlichen Protesten auf: „Das Demo-Training ist dafür da, sich auf gewaltfreien Protest vorzubereiten.“ Inhaltlich gehe es um die Vermeidung von Auseinandersetzungen und Deeskalationsstrategien.
Unterdessen ist noch völlig unklar, ob bei den Krawallen auch Potsdamer beteiligt waren. Das sei statistisch noch nicht erfasst, teilte ein Sprecher der Hamburger Polizei auf Anfrage mit. Bei den Ausschreitungen gab es 186 vorläufige Festnahmen und 228 Ingewahrsamnahmen.
Von Henri Kramer

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