2016-10-07 PNN Clubtauglich

Clubtauglich

Potsdamer Jazzband Acrepearls spielt zur Jazzoffensive in der fabrik
Heute Abend in die Disko oder lieber zum Jazz-Konzert? Eine Frage, die sich bei den Potsdamer Electro-Jazz-Pionieren Acrepearls gar nicht erst stellt: Ihre Musik ist eine Fusion aus klassischen Jazz-Elementen – die Band besteht aus Schlagzeug, Saxofon und Klavier – und der monotonen Rauheit von Electroklängen. Irgendwo zwischen Easy Listening und Free Jazz entsteht dabei eine Klangwelt, die gleichermaßen einnehmend und tanzbar ist. Am Samstag sind Acrepearls bei der „Jazzoffensive“ in der Schiffbauergasse live zu erleben, ab 21 Uhr in der fabrik. Die „Jazzoffensive“ findet bereits zum zweiten Mal statt, nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr. Zwischen Swing und Nu Jazz soll es den ganzen Abend alles Vorstellbare aus dem Bereich Jazz geben.
„Wir wollten das ganz bewusst clubtauglich machen“, sagt Acrepearls-Saxofonist Kai Mader. Seit 15 Jahren macht er zusammen mit Drummer Thomas Leisner schon Musik, und immer wieder landeten sie bei der Verschmelzung von Jazz und Electro. Strange Fruit hieß die erste Band, die mit Live-Drum’n’Bass-Sets auf die Bühne kam, für das Folgeprojekt wurde Bassist Joh Weisgerber verpflichtet. Die Aufnahmen für das Album entstanden schon 2014, veröffentlicht wurde es aber erst jetzt. „Die Platte hat schon ewig im Kühlschrank gelegen“, sagt Mader. „Die musste jetzt einfach raus.“
Auch wenn die Band jetzt in anderer Besetzung spielt: Bassist Weisgerber ging eigene Wege, neu an Bord ist mit Pianist Nicolas Schulze, der zusammen mit Oliver Fröhlich das „JazzLab“ in der fabrik als dauerhafte Veranstaltungsreihe initiierte, neben „JazzTime in Babelsberg“ die zweite Potsdamer Jazz-Reihe. Beide Konzertabende arbeiten jedoch nicht gegeneinander, sondern miteinander. Die Neubesetzung bei Acrepearls brachte jedoch einen kreativen Schub mit sich: Mittlerweile wurde das zweite Album aufgenommen, das live im „Spartacus“ mitgeschnitten wurde, und soll im kommenden Frühjahr erscheinen. „Und das wird ganz anders als das erste“, verspricht Mader.
Musikalische Vorgaben setzt sich die Band nicht, alles ist improvisiert, konzeptionelle Musik. „Wir arbeiten mit Spannungsbögen, Grooves und Atmosphären“, sagt Mader. „Die Dramaturgie ist uns wichtig.“ Und genau darin liegt auch die spürbare Parallele zum Electro: Einen klassischen Jazzabend, bei dem die Musiker nur Solo-Ping-Pong spielen, kann man am Samstag also nicht erwarten. Dafür aber ein atmosphärisches Konzert mit dem Potenzial zum Tanzen.
Von Oliver Dietrich

http://www.pnn.de/potsdam-kultur/1119885/
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