2016-06-30 PNN Mehr Macht für Kinder

Mehr Macht für Kinder

Bereits seit elf Jahren können Mädchen und Jungen in den Sommerferien in Potsdam ihre eigene „Stadt der Kinder“ zusammen bauen. Foto: A. Klaer

Das Kinder- und Jugendbüro Potsdam setzt sich seit zehn Jahren für mehr Beteiligung der jungen Generation ein. Die Bilanz fällt durchaus positiv aus.
Potsdam - „Kinder- und Jugendbeteiligung sollte zur Normalität werden“, sagt Manuela Neels. Die Sozialpädagogin engagiert sich im Kinder- und Jugendbüro des Stadtjugendringes Potsdam (KiJu-Büro) für genau dieses Ziel – seit mittlerweile zehn Jahren. 2006 gründete sich das KiJu-Büro, damals noch als Förderprojekt der Stiftung „Großes Waisenhaus zu Potsdam“. Nun blicken Manuela Neels, die von Anfang an dabei ist, und ihre Kollegin Kristin Arnold zurück auf eine erfolgreiche, aufregende und manchmal auch etwas mühsame Zeit. Ihrem Ziel sind sie dabei ein ganzes Stück näher gekommen. Ob neue Spielplätze, Gedanken zum Potsdamer Leitbild oder auch die Gestaltung der neuen Stadtbibliothek und des Radwegenetzes – die Handschrift von Kindern und Jugendlichen ist an vielen Stellen in Potsdam sichtbar, und spielt zunehmend auch bei politischen Fragen eine Rolle. Das KiJu-Büro baut dabei Brücken zwischen den Planern, der Verwaltung und den Entscheidungsträgern der Stadt und ihren jungen Bewohnern. „Wir verstehen uns als Plattform, von der aus die Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche organisiert wird“, erklärt Neels.
Von ihrem kleinen Büro in der Babelsberger Schulstraße aus koordinieren die beiden Frauen die vielfältigen Projekte und Aktionen, mit denen sie den jungen Potsdamern mehr Teilhabe ermöglichen. Zwischen sechs und 18 Jahren alt, im „typischen Schulalter“ sind die Kinder und Jugendlichen, an die sich ihre Angebote wenden. Wird in Potsdam etwa ein neuer Spielplatz geplant, treten KiJu-Büro und Grünflächenamt in Kontakt. Wo und in welchem Umfang können sich Kinder beteiligen? Welche Kinder wohnen vor Ort? Diese Fragen loten Neels und Arnold mit Landschaftsplanern und Architekten erst einmal aus, bevor sie direkt in die ortsansässigen Schulen und Horte gehen und in Workshops gemeinsam mit den Kindern deren Wünsche und Vorstellungen ergründen. Wo es möglich ist, werden diese dann umgesetzt. „Das Ergebnis zu sehen und tatsächlich zu erfahren, dass ich etwas bewirken kann – das ist für die Kinder ganz wichtig“, betont Sozialpädagogin Arnold. „Das fördert auch ein späteres Engagement und letztlich die Demokratie.“
Die neue Generation ist über das Büro auch politisch tätig
Doch die Arbeit des KiJu-Büros geht weit über die Planung von Spielplätzen hinaus – bis in die politisch höchsten Ebenen der Stadt. Im vergangenen Jahr beteiligten sich mehr als 1600 Kinder und Jugendliche über das KiJu-Büro am Leitbildentwurf der Stadt Potsdam. Zuvor hatten Neels und Arnold an sechs Potsdamer Schulen nach den Wünschen und Ideen für die Zukunft der Stadt gefragt. Mehr als 650 Wünsche von 500 Kindern kamen zusammen und wurden zur Abstimmung an weiteren Schulen und Jugendeinrichtungen gebracht. Ganz oben auf der Wunschliste stand schließlich freies W-Lan in der Stadt. Auch ein Statement gegen Rassismus, mehr Klassenfahrten und mehr Schwimmhallen wollten die Kinder im Leitbild verankert sehen.
Weitere Themen, mit denen der Potsdamer Nachwuchs immer wieder auf das KiJu-Büro zukomme, seien auch die technische Ausstattung der Schulen, Verkehrssicherheit auf den Schulwegen, überdachte Treffpunkte oder Spielplätze für Ältere. „Oft sind es auch Themen, die Erwachsene genauso betreffen – etwa mehr Grünflächen, mehr Umweltschutz oder günstiger Wohnraum“, so Arnold.
Die Stimme der Kinder und Jugendlichen ist noch nicht ausreichend vertreten
Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen benötige immer gerade dann einen besonderen Rahmen, wenn es um Entscheidungen gehe, an denen auch Erwachsene beteiligt sind, sagt Neels. Ihre Aufgabe sei es, nachzuhaken, am Ball zu bleiben, damit die Interessen der Kinder ihren Weg in die Gremien und zu den Entscheidungsträgern finden. „Wo genau finden sich denn die Wünsche und Anregungen der Kinder wieder? Hier gilt es oft, hartnäckig nachzufragen und manchmal auch anstrengend zu sein.“
„Ohne engagierte Erwachsene und Multiplikatoren vor Ort könnten wir unseren Job gar nicht machen“, so Neels. Das KiJu-Büro, das auch an den sehr erfolgreichen Projekten Kinderstadtplan und Stadt der Kinder beteiligt ist, ist angewiesen auf die Kooperation mit Pädagogen, Schulleitern und Stadtvertretern. Diese funktioniere insgesamt gut. Um weiterhin erfolgreich zu sein, benötige es eine gesicherte Basis und Rechte für Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in der Stadtverwaltung, die bisher so nicht vorhanden seien. „Wir wünschen uns, dass die Beteiligung bei allen relevanten Entscheidungen stattfindet.“
Von Heike Kampe

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