2015-12-04 PNN „Community kann mehr“ Kai Mader ist Musiker und Produzent – und hat jetzt in Potsdam das Label „Lalonova“ gegründet

„Community kann mehr“ Kai Mader ist Musiker und Produzent – und hat jetzt in Potsdam das Label „Lalonova“ gegründet

Foto: Promo

Herr Mader, Sie haben jetzt in Potsdam das Musiklabel „Lalonova“ gegründet. Warum?
Dabei geht es mir eher um eine Community, nicht um privatwirtschaftlichen Nutzen. Dieser Community-Gedanke ist ja auch in Potsdam bereits an verschiedenen Stellen zu beobachten und sehr erfolgreich.

Was man ja zum Beispiel an der Kulturlobby sieht, die sich um Vernetzung bemüht.
Genau. Ich glaube sehr stark daran, dass eine Community viel mehr bewirken kann, als jemand, der mit einem Bankkredit und einer einsamen Geschäftsidee losstartet. Die Idee für „Lalonova“ ist, Nischenkünstler und Newcomer zu fördern und deren Musik zu veröffentlichen. Ich glaube, dass wir auch das erste Label in Potsdam sind.

Sie sagen, das Label basiere auf drei Kanälen – welche sind das?
Wir haben eine eigene Idee entwickelt, wie man Musik veröffentlicht: die Aufteilung in Kopf, Herz und Bauch – Head, Heart and Belly. Wir hatten diese Genre-Geschichten ein wenig satt. Wir wollen offen bleiben, gerade auch für Grenzgänger. Und ich habe entdeckt, dass Musik für mich an verschiedenen Stellen wirkt.

Wie wirkt sie denn im Kopf?
Man möchte etwas entdecken, dechiffrieren, auch wenn es mitunter schwer zugänglich ist. Herz, das sind Singer-Songwriter, Rock’n’Roll-Bands, und Bauch ist der Rhythmus des Lebens. Für mich funktioniert das total gut.

Was ist denn zum Beispiel Jazz?
Vollkommen kopflastig. Genau wie klassische Musik.

Und Schlager?
Wahrscheinlich am ehesten Herz – ein sehr solides Herz…

Heavy Metal?
Herz! Punk: Herz. Das hat Botschaft. Das spricht Gefühle an, da gehört Wut auch dazu.

Techno? Drum’n’Base?
Das ist Bauch. Man muss allerdings dazusagen: Die Reinform wird es kaum geben, in den meisten Fällen gibt es glücklicherweise Überlappungen. Wir wollen das ja auch nur als Orientierung anbieten.

Was ist mit Kater Kater, ein Franzose, der in Berlin lebt und der am heutigen Freitag zur Record-Release-Party von „Lalonova“ spielen wird?
Der wandelt zwischen Kopf und Herz. Mit Nicolas arbeite ich schon seit meiner Zeit auf dem Land und meinem „Dorfplatzmusik“-Studio. Der ist nicht nur ein wunderbarer Sänger und Gitarrist, sondern auch ein sehr spannender Komponist.

Ist das so ein Bastler, mit Synthesizern?
Der ist alles. Für mich ist der ein Genie. Sehr eigen, sehr querköpfig, er arbeitet viel mit Klangexperimenten.

Was heißt denn eigentlich „Lalonova“?
Ich liebe es, neue Worte zu erfinden, die noch keine Bedeutung haben. Ich mochte den Klang und es schwingt etwas Innovatives mit.

Passiert hier noch nicht genug?
In anderen Bundesländern schon, aber hier tun wir uns noch etwas schwer, eine gemeinsame Struktur zu entwickeln. Ich weiß, dass hier viel los ist, es gibt eine sehr aktive Musikszene, aber zum Beispiel im Kultusministerium merkt man davon noch nicht so viel. Das wollen wir ändern, zumal auch öffentliche Gelder bereitstehen. Jetzt haben wir uns mit vielen Akteuren und dem Kultusministerium zusammengesetzt und über eine „Initiative Popularmusik in Brandenburg“ gesprochen.

Und Potsdam soll das Zentrum sein?
Es könnte so eine Art Zugpferd werden. Aber bisher gibt es nur diese Idee – das soll natürlich auch in der Fläche Brandenburgs wirken. Ich habe das Gefühl, dass Potsdam, wo viele talentierte, junge Leute heranwachsen, in den letzten Jahren sehr stark geworden ist. Das könnte ein Sprungbrett werden für junge Musiker.

Kann denn Potsdam zu einer musikalischen Marke werden?
Ich würde es mir wünschen. Aber wir wachsen ja noch. Deshalb wird die „Lalonova Release Party“ auch im HausZwei vom freiLand stattfinden, wo wir auch schon mit 80 Gästen eine schöne Atmosphäre schaffen können. Das Spartacus ist noch zu groß, da können wir nächstes Jahr vielleicht drüber reden. Aber das freiLand soll auf jeden Fall die Homebase sein. Diese Gemeinschaft ist einfach toll – offen, kreativ und herzlich.

Das Gespräch führte Oliver Dietrich
Das Konzert von Kater Kater findet am heutigen Freitag im Haus 2 des freiLand statt
Kai Mader ist Musiker und Produzent. Er ist in Texas geboren, im Rheinland aufgewachsen und hat Saxofon und Querflöte in Weimar studiert. In Beelitz betreibt er das Studio „Dorfplatzmusik“.

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