2015-04-25 PNN Erst tanzen, dann Vergnügen Das Spartacus feiert vierten Geburtstag

Erst tanzen, dann Vergnügen Das Spartacus feiert vierten Geburtstag

Potsdam - Wer vom Hauptbahnhof auf der Friedrich-Engels-Straße Richtung Babelsberg fährt, kommt rechterhand an einem Zaun und zwei Toren vorbei: Tagsüber ist das Gelände ruhig, an den Wochenenden zieht es nachts jedoch zahlreiche junge Menschen an. Denn dahinter befindet sich das Spartacus, ein Klub auf dem Freiland-Gelände, das Werkstätten, Ateliers und Proberäume beherbergt. Im Spartacus finden Partys, Konzerte und Theatervorstellungen statt: Viele junge Potsdamer können sich ein Wochenende ohne den Besuch dort nicht mehr vorstellen – wissen aber kaum um die Geschichte des Klubs, der dieses Wochenende seinen vierten Geburtstag feiert.

Das erste Spartacus gab es in Potsdam bereits in den 80er-Jahren in der Schlossstraße 13. Der damalige „Klub der Arbeiterjugend“ gehörte zum Jugendkulturzentrum Lindenpark. Vier Besitzer scheiterten nach der Wende an dem Objekt, unter dem Namen „SpartaKuss“ gab es sogar eine Disko mit Gogo-Girls – bis es im September 2006 als selbstverwaltetes Projekt des Lindenparks neu eröffnet wurde. Lange hielt es nicht: Nur zwei Jahre später, 2008, als auch das Waschhaus insolvent ging, musste der Lindenpark den Klub abstoßen. Im August zog es Hunderte auf die Straße, Freiräume wurden gefordert, mit der Stadt gab es Verhandlungen: Lindenpark und Waschhaus wurden wieder auf die Beine gestellt – nur für das Spartacus gab es lange keine Alternative.

„Wir wollten eigentlich gern ins Minsk, aber das Filetgrundstück war für uns tabu“, erinnert sich Achim Trautvetter, der heute mit der Cultus UG das Freiland koordiniert. Bis zum Jahr 2010 dauerte die Suche: Doch plötzlich hatten die Aktivisten nicht nur ein Haus, sondern das 12 000 Quadratmeter große Gelände in der Friedrich-Engels-Straße von der Stadt. Aber der Aufwand habe sich gelohnt – auch wenn es viel Gegenwind gerade von CDU und FDP gab, die eine linke Sammelstelle fürchteten, sowie eine dreijährige Probezeit, eine Großbaustelle.
Vier Jahre später ist die Cultus jetzt anerkannter Träger der Jugendhilfe, im Januar gab es den Ehrenamtspreis der Stadt. Alternative Projekte können sich hier ausprobieren, mittlerweile läuft das Spartacus autark, Kulturförderung gibt es nur für die großen Theaterveranstaltungen. All das funktioniert jenseits von Kommerz: Wasser gibt es kostenlos, ein „Sterni“-Bier für einen Euro, der Eintritt kostet zwischen vier und sechs Euro – und das soll auch so bleiben.

Der Geburtstag soll bewusst nicht mit riesigen Acts gefeiert werden, sondern mit den Leuten, die schon da sind: Am gestrigen Freitag gab es eine Electroparty, am heutigen Samstag ist tagsüber Loungemusik angekündigt, bevor am Abend vier Bands aus dem Brausehaus-Kollektiv spielen. Am morgigen Sonntag klingt die Feier dann mit dem Flohmarkt auf dem Gelände aus.
Von Oliver Dietrich

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