2015-04-13 PNN Viel Lärm um nichts

Viel Lärm um nichts

Geplante Spende des Spartacus-Vereins an die Rote Hilfe entpuppt sich als Luftnummer
Die Meldung sorgte Anfang des Jahres für Wirbel: Der Spartacus-Verein im „Freiland“-Jugendzentrum hatte seinen städtischen Ehrenamtspreis symbolisch der Roten Hilfe Potsdam gestiftet, einer vom Verfassungsschutz als linksextrem eingestuften Gruppierung. 300 Euro Preisgeld wurden weitergereicht, wie es hieß. Jetzt stellt sich heraus: Das Geld ist nie geflossen, die Spende bleibt ohne Adressaten. Das bestätigte die städtische Bauholding Pro Potsdam, die den Ehrenamtspreis vergibt.

Der Spartacus-Verein sei von der Pro Potsdam aufgefordert worden, bis 17. Dezember letzten Jahres einen Empfänger für die 300 Euro mitzuteilen, teilte Pro-Potsdam-Sprecher Andreas Wandersleben mit. Dieser Aufforderung sei der Verein nicht nachgekommen. „Spartacus selbst hat gar kein Geld erhalten, hat aber auch niemanden benannt, der das Geld erhalten soll“, so Wandersleben. Der Spartacus-Verein äußerte sich trotz Nachfragen nicht zu dem Vorgang.

Zum Hintergrund: Im Januar hatte die Potsdamer Ortsgruppe der Roten Hilfe erklärt, sie werde die mit dem Ehrenamtspreis verbundene 300-Euro-Spende erhalten. Bei einer Antifa-Gala im Spartacus-Klub auf dem „Freiland“-Gelände in der Friedrich-Engels-Straße war die symbolische Übergabe angekündigt. Zur Begründung hieß es unter anderem, Besucher des Spartacus-Klubs würden „regelmäßig vom Verfassungsschutz überwacht sowie Kulturprojekte, Fußballfans und Bands bespitzelt und in öffentlichen Stellungnahmen der Behörde diffamiert“. Mit dem Geld wolle man Personen, die gegen Bespitzelung durch den Verfassungsschutz juristisch vorgehen, finanziell unterstützen, so die Rote Hilfe, die auch als Hilfsorganisation für linke Straftäter tätig ist.

Ein Sprecher des für den Verfassungsschutz zuständigen Innenministeriums nannte die damalige Mitteilung wie berichtet „ein weinerliches Lamento über eine angebliche Kriminalisierung sowie eine peinliche Selbststilisierung zu bedauernswerten Opfern des vermeintlichen Überwachungsstaates“. Kritik hatten auch CDU und AfD geübt und Anfragen dazu an die Stadt gestellt – geantwortet wurde jeweils, dass bislang kein Geld geflossen sei.
Pro Potsdam hatte mitgeteilt, nur die Förderung mildtätiger und gemeinnütziger Zwecke sei möglich. Damit seien zum Beispiel Initiativen vor Ort gemeint, die Nachbarschaft stärken, der sozialen und kulturellen Arbeit dienen oder Jugend-, Frauen- und Seniorenarbeit leisten. Solche Projekte gehen nun leer aus. HK

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