2014-10-03 MAZ Potsdam hat einen Blindgänger weniger

Potsdam hat einen Blindgänger weniger

Sprengmeister Mike Schwitzke Quelle: Bernd Gartenschläger

Am Donnerstag wurde ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg lag 40 Zentimeter unter der Erde auf dem Brauhausberg unschädlich gemacht. Während für die Potsdamer die Bombenentschärfungen nichts Neues sind und entsprechend locker mit der Situation umgingen, kam eine mexikanische Journalistin aus dem Staunen nicht raus.

Potsdam. Drei Stunden hat die Evakuierung gedauert, die Entschärfung eine weitere, dann war die Bombe unschädlich: Sprengmeister Mike Schwitzke hat am Donnerstag auf dem Brauhausberg eine amerikanische Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg entschärft. Zuvor mussten 1700 Anwohner zwischen Heinrich-Mann-Allee und Leipziger Straße aus ihren Häusern. Auch die Mitarbeiter der Staatskanzlei durften nicht in ihre Büros. Mitarbeiter des Ordnungsamtes kontrollierten ab acht Uhr jeden Hauseingang. „Ich durfte meine Spätschicht nicht tauschen und werde mir jetzt die Zeit draußen an der Havel vertreiben müssen“, sagte einer der Anwohner.

Sprengmeister Mike Schwitzke hat am 2. Oktober 2014 eine amerikanische Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg entschärft. Der Blindgänger war auf dem Brauhausberg in einem Waldstück gefunden worden. Insgesamt mussten gut 1700 Menschen ihre Häuser verlassen.

Um 11.20 Uhr machte sich Sprengmeister Mike Schwitzke ans Werk, eine Stunde später gab er Entwarnung. Ganz einfach war es allerdings nicht: „Rings um den Zünder musste erstmal Erde entfernt werden. Das hat sicher 20 Minuten gedauert“, sagte Schwitzke danach. Die Kleinteile des Zünders wurden daraufhin gesprengt. „Das war nicht lauter als ein Chinaböller“, sagte Schwitzke. Die unschädliche Bombe wird nun nach Kummersdorf (Teltow-Fläming) transportiert und soll dort in den nächsten Tagen kontrolliert gesprengt werden.

Wäre die Fliegerbombe im zweiten Weltkrieg nicht im Sand des Brauhausberges stecken geblieben, wäre ein großes Mehrfamilienhaus zerstört worden. Gefunden wurde der Blindgänger, weil das Geoforschungszentrum wissen wollte, inwieweit das Gebiet von Munition belastet ist.

Dass noch 70 Jahre nach dem Krieg Waffen im Brandenburger Boden zu finden sind, ist in Lateinamerika unvorstellbar. Deshalb hat sogar ein mexikanisches Filmteam über die Entschärfung berichtet. „Vom zweiten Weltkrieg liest man in Schulbüchern. Aber kaum jemandem ist klar, dass die Auswirkungen noch bis heute zu spüren sind“, sagt Fabiana Tapia vom Sender Televisa.

Noch immer Blindgänger im Potsdamer Boden? Ungläubiges Staunen bei einer mexikanischen Reporterin.
Quelle: MAZonline

In Potsdam ist für viele dieses Prozedere hingegen nichts besonderes. Das Jugendzentrum Freiland öffnete während der Evakuierung seine Pforten für alle, die aus ihren Wohnungen mussten. Pianist Stefan Kahlau spielte für einige vorübergehend Wohnungslose. Voller war es im Bürgerhaus am Schlaatz. Dort fanden rund hundert Senioren eine Bleibe. Hier mussten die Pfleger allerdings erst einmal einkaufen gehen. „Leider gab es dort nicht wie mit der Feuerwehr verabredet, etwas zu essen“, sagt Marianne Göttlicher vom Pflegeheim Kursana. Daher war ihre Freude umso größer, als um 11.25 Uhr der Sperrkreis wieder aufgehoben wurde.
Von Lisa Rogge

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