2014-07-05 MAZ Potsdams Kulturlobby hofft auf Husarenkaserne

Potsdams Kulturlobby hofft auf Husarenkaserne

Musiker der Band Lautmaler eröffnen am Freitag zusammen mit einer Abordnung der Band Fosbury Flop im Fabrik-Garten die Reihe „Sound(g)arten“, mit der die Kulturlobby in der Schiffbauergasse Fuß fassen will.
Quelle: Promo

Potsdam. Die Karawane ist weitergezogen. Viele Künstler und Musiker aus dem kürzlich aufgegebenen Kunsthaus 17 in der Heinrich-Mann-Allee und der alten Brauerei am Leipziger Dreieck haben übergangsweise Ateliers und Proberäume in einem Gebäude auf dem Industriegelände an der Großbeerenstraße gefunden. Doch die beim Auszug aus der alten Brauerei gegründete Kulturlobby-Initiative will mehr. Die Husarenkaserne am Eingang der Schiffbauergasse „wäre eine Riesenchance, auch wenn sie erst in fünf Jahren zur Verfügung steht“, sagte André Tomczak, Sprecher der Kulturlobby, am Donnerstag in einer Diskussionsrunde im Bildungsforum. Das Stadtforum hatte in seiner 50. Sitzung zum Thema Soziokultur eingeladen.
Mit dem Lindenpark und dem Waschhaus , dem Archiv und dem Freiland standen die vier Kulturzentren im Zentrum des von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) anmoderierten Abends, die das Bild der Szene in Potsdam seit 1989 nachhaltig geprägt haben. Die Stadt ist nach Einschätzung von Detlef Franke, Geschäftsführer des Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur, so gut aufgestellt wie keine andere Kommune in Ostdeutschland. Dennoch gibt es für die Aktiven nicht nur im Vergleich mit wohlhabenderen Regionen in Westdeutschland Grund zu Sorge und Kritik.
Die von der Rathauskooperation vereinbarte Beschränkung der jährlichen Mehrausgaben für Kultur auf maximal 1,8 Prozent sei ein „Schuss ins Knie der freien Szene“, sagte Freiland-Geschäftsführer Achim Trautvetter. Denn nach Tarifaufwüchsen bei großen städtischen Kultureinrichtungen wie dem Hans-Otto-Theater oder dem Nikolaisaal werde für die übrigen Einrichtungen eher weniger Förderung übrig bleiben.

Auf der Husarenkaserne am Eingang des Kulturviertels Schiffbauergasse ruhen die Hoffnungen der Szene. 2019 könnte hier ein großes Künstler- und Gründerzentrum eröffnet werden. Quelle: Bernd Gartenschläger

Mit knappen Räumen haben nicht nur junge Initiativen wie die Kulturlobby, sondern auch die etablierten Häuser zu kämpfen. Siegfried Dittler, unter dessen Führung dem Waschhaus in den letzten beiden Jahren ein regelrechter Neustart glückte, nannte als Hauptproblem: „Uns fehlen Räume. Wenn die Husarenkaserne käme, das wäre wirklich großartig.“ Andreas von Essen, Chef des Lindenparks, schilderte auch das Problem immer neuer Wohnprojekte in unmittelbarer Nachbarschaft des Kulturzentrums – aktuell baut der Filmpark auf der anderen Seite der Stahnsdorfer Straße Stadtvillen –, die Auswirkungen auf das Programm hätten. Der Trend gehe zur stilleren politischen Bildung.
Die allgemeine Teuerung traf unlängst auch die Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur. Franke verlegte seine Geschäftsstelle erst vor wenigen Wochen aus Kostengründen aus der Schiffbauergasse ins Kunsthaus „ Sans titre “. Dort ist die Miete günstiger, allerdings geht er damit auch ins volle Risiko, weil das Kunsthaus in absehbarer Zeit für neue Wohnungen abgerissen werden soll. Kultur-Fachbereichsleiterin Birgit-Katherine Seemann bekräftigte, dass die Stadt weiter auf der Suche nach Räumen sei. Neben der Husarenkaserne mit ihren 8000 Quadratmetern Nutzfläche, die bestenfalls nach dem Auszug der Bundespolizei im Jahr 2019 zur Verfügung stehen könnte, liefen Verhandlungen zur Nutzung des Persiusspeicher an der Zeppelinstraße und von Garagen am alten Landtag auf dem Brauhausberg für die Kultur.
Die Kulturlobby setzt derweil einen ersten Fuß in die Schiffbauergasse: Mit einem Konzert von Musikern der Bands Fosbury Flop und Lautmaler wird am 11. Juli um ab 18 Uhr im Fabrik-Garten eine neue Gesprächs- und Konzertreihe " Sound(g)arten " eröffnet, mit der Künstlern an diesem Ort immer freitags ein Podium geboten werden soll.
Von Volker Oelschläger

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