2014-02-23 MAZ Musiker auf der Warteliste

Die Zeit für Band in Potsdam ist nicht gut: Mit dem Umbau der alten Brauerei am Leipziger Dreieck verlieren viele Bands ihre Probenräume. Es wird geschätzt, dass 300 bis 400 Bands in der Stadt ohne eigene Probemöglichkeiten sind. Viele stehen auf der Warteliste beim Freiland.

Teltower Vorstadt. Seit Jahren improvisieren Martin Kling, Sophia Wagner und Jan Saynisch mit ihrer Metalband Black Goblin. Sie proben mal bei dieser, mal bei jener befreundeten Band. Eigene Räume haben sie bisher nicht gefunden. Seit 2011 stehen sie auf der Wartelisten für die sechs Bandproberäume, die nach dem Ursprungskonzept auf dem Freilandgelände entstehen sollten. Doch die Bandproberäume wurden aus Kostengründen zunächst aufgeschoben. Mittlerweile hat sich die Situation in der Stadt verschärft. Mit dem beginnenden Umbau der alten Brauerei am Leipziger Dreieck verlieren weitere 25 Bands ihre Probenräume. Die Betreiber des Freilands, bei denen wöchentlich mehrere Abfragen eingehen, schätzen, dass 300 bis 400 Bands in der Stadt ohne eigene Probemöglichkeiten sind.

Nun soll es zumindest auf dem Freilandgelände einen kleinen Ruck geben. Der Kulturausschuss bestätigte am Donnerstagabend einen modifizierten Antrag der Faktion Die Andere, nach dem der Oberbürgermeister gemeinsam mit der Freiland-Betreibergesellschaft Cultus bis April nach einer Finanzierungsmöglichkeit für diese Räume suchen soll. 50.000 Euro werden nach Angaben von Cultus-Sprecher Achim Trautvetter insgesamt gebraucht, um die früheren Räume im Haus IV für den neuen Zweck herzurichten. Der vordere Teil dieses Hauses wird von dem zum Lindenpark gehörenden Jugendclub Mitte genutzt.

Ursprünglich hatten die Freiland-Aktivisten für die Ausstattung der Bandprobenräume mit einem Aufwand von 200.000 Euro gerechnet. Damals gingen sie noch davon aus, dass ein neues Dach benötigt wird, damit die Anwohner auf der anderen Seite des Schlaatzweges nicht gestört werden. Das ist nach Prüfung mit befreundeten Architekten nicht mehr nötig, doch auch Elektrik und Brandschutz haben bei schalldichten Räumen ihren Preis. Kreditfinanzierung sei bei Zwei-Jahres-Verträgen für das gesamte Zentrum ebenso unmöglich wie die Förderung über öffentliche Drittmittel, die laut Trautvetter nicht zur Aufwertung fremden Eigentums verwendet werden dürfen. Das Gelände der früheren Wasserwirtschaft ist Eigentum der Stadtwerke. Auch eine Stückelung der Investitionssumme bringt laut Trautvetter nichts, weil die technischen Einbauten in einem Zug erfolgen müssten.

Ein alternatives Projekt zur Schaffung von Probemöglichkeiten wird derzeit vom Lindenpark geprüft. Wie berichtet, plant Geschäftsführer den Aufbau von fünf schallisolierten Containern auf dem Parkplatz des Traditionsclubs. Doch auch dafür wäre eine Mitfinanzierung durch die Stadt nötig.

Von Volker Oelschläger