2013-02-03 MAZ „Der Bedarf ist da“

„Der Bedarf ist da“

Dirk Harder. Quelle: Christel Köster

Eine „sehr beeindruckende Zahl von Besuchern“ hat die Angebote des alternativen Jugendkulturzentrums Freiland seit dessen Eröffnung im Mai 2011 genutzt. Konkreter will Dirk Harder, Geschäftsführer des Freiland-Trägers „Cultus UG“, zum jetzigen Zeitpunkt nicht werden, nur so viel: „Entgegen früherer Unkenrufe – der Bedarf für das Freiland ist auf jeden Fall da.

Ab März sollen sowohl die Fortschreibung des Betreiberkonzepts als auch der Evaluationsbericht in Ausschüssen der Stadtverordnetenversammlung diskutiert werden. Seit Eröffnung haben die Freiland-Macher um Harder „Tagebuch“ geführt, dabei nicht nur Nutzer und Veranstaltungen gezählt, sondern auch die eigene Öffentlichkeitsarbeit oder die Suche nach Sponsoren dokumentiert. „Gemessen daran, das andere große Kulturzentren in der Stadt maximal eine Besucherstatistik führen müssen, ist das heftig, was wir abliefern mussten“, sagte Harder.

Etwa 80 Prozent des Jugendkulturzentrums an der Friedrich-Engels-Straße sind Harder zufolge baulich auf Vordermann gebracht worden. Kürzlich wurde der letzte verbliebene Atelierraum vermietet. Das Sorgenkind bleiben die Probenräume für Bands. Für den Aus- und Umbau entsprechender Räume waren vor Freiland-Start 200 000 Euro vorgesehen – die von der Stadt dann jedoch ersatzlos gestrichen worden seien. „Es ist aber nach wie vor mein Ehrgeiz, zumindest zwei Probenräume einzurichten. Der Bedarf ist da, wir bekommen wöchentlich Anfragen“, sagte Harder gestern. Für eine abgespeckte Variante der Bandprobenräume soll demnächst ein Bauänderungsantrag gestellt werden. Baumaterial wurde bereits gespendet, etliche Jugendliche, die zupacken wollen, stehen in den Startlöchern.

Derweil haben 40 Initiativen und Vereine im Freiland angesiedelt, die Drogenberater von „Chill out“ gehören dazu, ebenso die „Offene Werkstatt Mach-Bar“ des Vereins Wissenschaftsladen Potsdam, der am Sonnabend, von 15 bis 18 Uhr, zum „Repair Café“ ins Haus 5 im Freiland einlädt. In Anlehnung an eine in den Niederlanden entstandene Bewegung, kann man in Repair Cafés kaputte Haushaltsgegenstände reparieren oder reparieren lassen. Handwerklich Begabte und technisch Versierte dürfen nach dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe ihre Fähigkeiten weitergeben. Das „Mach-Bar“-Team will so „ein Zeichen gegen die industriell geplante geringe Produkthaltbarkeit setzen“: Wer kaputte Dinge repariert, hilft Ressourcen zu schonen. (Von Ricarda Nowak)

Günstige Prognose für das Freiland-Projekt Das Freiland-Kulturzentrum auf dem Gelände der früheren Wasserwirtschaft an der Friedrich-Engels-Straße/Ecke Schlaatzweg wird nach einer zunächst auf drei Jahre festgesetzten Testphase voraussichtlich in die nächste Runde gehen. Eine erste Empfehlung dazu findet sich im Haushaltsentwurf für 2013/14, der den Stadtverordneten in der vergangenen Woche vorgelegt wurde.

Dort heißt es nach einem Verweis auf die ablaufende Modellphase: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist damit zu rechnen, dass das Projekt weitergeführt wird, da die bisherigen Ergebnisse der projektbegleitenden Evaluation von einem positiven Ergebnis ausgehen.“
Die mit tatkräftiger Hilfe der Stadtwerke bewerkstelligte Gründung des Kulturzentrums erfolgte in Reaktion auf die schwere Krise von Jugendkultureinrichtungen im Jahr 2008. Unter anderem wurde Platz für den Spartacus-Club geschaffen, der nach Schließung seines Domizils in der Schlossstraße obdachlos war.

Im Haushaltsplanentwurf sind für das Freiland bis 2017 jährlich zwischen 108 100 Euro (2014) und 114 600 Euro (2017) eingestellt. 2013 wird das Kulturzentrum laut Planentwurf voraussichtlich mit 113 000 Euro unterstützt. V.O.

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