2010-07-21 PNN Baubeginn für „Freiland“ Bieterverfahren gestartet

Baubeginn für „Freiland“ Bieterverfahren gestartet

Spartacus-Verein sucht Helfer / Dirk Harder wird Betreiber / S 13 noch ohne Umzugstermin 51 Grundstücke am Griebnitzsee zum Verkauf ausgeschrieben / Stadtverwaltung prüft Exposé

Teltower Vorstadt - Der offizielle Termin für den Baustart des beschlossenen „Freiland“-Jugendzentrums steht fest: Auf dem Areal in der Friedrich-Engels- Straße 22 wird ab nächstem Montag gearbeitet. Dies bestätigte Stadtsprecherin Rita Haack gestern den PNN. An dem Tag sei zudem ein offizieller Termin mit ranghohen Vertretern der Stadtverwaltung vor Ort geplant, bei dem über weitere Projektplanungen berichtet werde, so Haack.

Für den Baustart werden noch junge Helfer gesucht. Das teilte der Verein Spartacus mit, der auf dem „Freiland“-Gelände eine Halle als Ersatz für seine vor zwei Jahren geschlossenen Räume in der Schlossstraße mit Alternativkultur bespielen soll. „Wir würden uns tierisch freuen, wenn noch mehr Leute Lust hätten, als Geburtshelfer für ein neues Jugendkulturprojekt in Potsdam dabei zu sein“, hieß es in einer Mitteilung des Vereins. Treffpunkt sei Montag bis Freitag um jeweils 8.30 Uhr direkt auf dem „Freiland“-Areal. „Wir werden vor Ort für Getränke, Essen, Abkühlung und gute Musik sorgen.“ Alle Teilnehmer seien versichert und Arbeitschutzkleidung werde gestellt, so der Verein.

Bekanntlich sollen junge Potsdamer auf dem Gelände bei einzelnen Bauabschnitten helfen, zum Beispiel Fenster, Türrahmen und Bodenbeläge herausreißen oder Wände entfernen. Diese „Eigenleistungen“ sind im Finanzierungsplan der Stadtverwaltung mit einer Summe von 100 000 Euro deklariert. 440 000 Euro geben die Stadtwerke dazu, 300 000 kommen von der Stadtverwaltung. Nach langem Streit war das zunächst auf drei Jahre befristete Vorhaben im März von den Stadtverordneten beschlossen worden.

Betreiber wird aller Voraussicht nach eine gemeinnützige Gesellschaft, die Stadtjugendring-Chef und „Freiland“-Initiator Dirk Harder gegründet hat. Die Firma ist der einzige Bewerber bei einem europaweiten Vergabeverfahren der Stadt, bei dem sich Interessenten bis zum 7. Juli anmelden konnten. Medienberichte über den Einzelbewerber Harder werden von der Stadtverwaltung unter Verweis auf das „laufende Verfahren“ nicht kommentiert, aber auch nicht dementiert. Eigentlich sollte eine mehrköpfige Jury über den geeignetsten Bewerber entscheiden.

Verbale Hilfe für Harder kommt explizit von den Linken. Auch unter Verweis auf das von Harder mitorganisierte Public Viewing im „Freiland“, bei dem zur Fußball-Weltmeisterschaft alle Spiele gezeigt wurden und rund 6000 Gäste kamen, sprach ihm der Potsdamer Linken-Vorstand Sascha Krämer gestern seine Unterstützung aus. Zur WM sei es eine „wahre Freude gewesen zu erleben, wie Jugendliche selbstbestimmt ihr Projekt vorantreiben“.

Ungewiss ist noch, wann der seit Anfang des Monats einmal mehr heimatlose Jugendklub S 13 ins „Freiland“ ziehen kann. Der Klub, der Fördergeld für Sozialarbeit in der Innenstadt erhält, hatte sein sowieso schon provisorisches Ausweichquartier in der Berliner Straße 146 räumen müssen und besitzt derzeit nur ein Büro im Lindenpark in Babelsberg, die Arbeit muss mobil erfolgen. „Wir hoffen, dass im Herbst der Umzug stattfinden kann“, sagte S 13-Sozialarbeiterin Anja Oestereich. Bis jetzt gäbe es noch keinen offiziellen Termin. Wie der Spartacus-Verein hatte auch der S 13-Klub vor zwei Jahren seine ursprüngliche Heimat in der Schlossstraße verloren. Henri Kramer