Nachbessern
Henri Kramer über die geräumte Skaterhalle und die Folgen
So hatten sich die jungen Potsdamer das Ende einer langen Tanznacht in der einmalig besetzten Skaterhalle sicher nicht vorgestellt. Laut ihren Schilderungen tauchten gegen fünf Uhr viele mies gelaunte Berliner Polizisten auf und schlugen ohne viel Zögern zu, obwohl sie die Party gerade beenden wollten. So erzählen es viele Zeugen, die vor Ort waren, ihre Erinnerungen klingen zu detailliert, um völlig erfunden zu sein. So wird sich die Polizei in den nächsten Tagen viele kritische Fragen gefallen lassen müssen, die vor allem die Verhältnismäßigkeit der Mittel betreffen. Denn ist ein großer Einsatz mit Blaulicht über mehrere Stunden wirklich gerechtfertigt, um eine Ruhestörung zu unterbinden? Neben solchen Fragen zeigt der Fall Skaterhalle und die hohe Teilnehmerzahl der Demo zuvor vor allem eines: Viele junge Potsdamer fühlen sich in ihrer Heimatstadt, die einst Kulurhauptstadt werden wollte, zunehmend ausgegrenzt und haben Angst vor einer „polierten Speckgürtelstadt“, wie es während der Demo hieß. Als Alternative hat die Stadt bisher Gespräche am Runden Tisch und ein halb verfallenes Haus in der abgelegenen Johannsenstraße angeboten. Es lässt sich ahnen, dass hier nachgebessert werden muss, wenn die Stadtpolitik weitere wilde Besetzungen vermeiden will.
Quelle: PNN vom 10.11.2008