2008-11-10 MAZ - „Suche Räume, biete Träume“ / 1500 Menschen demonstrieren fröhlich für Erhalt alternativer Projekte

SOZIOKULTUR: „Suche Räume, biete Träume“
1500 Menschen demonstrieren fröhlich für Erhalt alternativer Projekte

POTSDAM / MITTE/Innenstadt - An einer friedlich-heiteren Demonstration zum Erhalt alternativer Kultur- und Wohnprojekte in der Stadt beteiligten sich am Sonnabend nach Angaben des Veranstalters und der Polizei rund 1500 Menschen. Der Zug, der am Hauptbahnhof begann, stand unter dem Motto „Freiräume statt Schlossträume“ und führte über die Breite Straße und den Luisenplatz bis zum Nauener Tor. Gegen 17 Uhr fand am Platz der Einheit die Abschlusskundgebung statt.

Viele Demonstranten waren als preußische Grenadiere verkleidet. Sie trugen Kleidung und Plakate mit Aufschriften wie „Kluge Köpfe statt alter Zöpfe“, „Preußen war früher“ und „Suche Räume, biete Träume“. Zu sehen war das Stadtschloss als hungriges, alles verschlingendes Monster. Eine Trommelgruppe begleitete den von Polizisten abgesicherten, fröhlichen Zug.

Als er am Alten Markt vorbeizog, drang aus dem Lautsprecherwagen ironisch das Heintje-Lied „Ich bau’ dir ein Schloss, so schön wie im Märchen“. Drei als Clowns verkleidete Demonstranten grüßten den Zug aus der Mitte der Baugrube mit dem Spruchband „Wünsch dir was“. Sie gossen in den Sand gesteckte Blumen und wurden gleich darauf von einem Polizisten aus dem Areal hinausgeführt. Am ehemaligen Standort des Spartacus-Clubs angekommen, forderte eine Vertreterin des gleichnamigen Vereins, dass die Jugend Potsdams Treff-Möglichkeiten in der Innenstadt erhalten müsse. Die Räume der früheren Humboldt-Buchhandlung hatte der Verein zuletzt abgelehnt.

Veranstaltungsleiter Lutz Boede war nach der Abschlusskundgebung und einem kleinen Konzert zufrieden. Polizeichef Ralf Marschall sagte, man habe wenig Konfliktpotenzial gesehen. Die 160 Beamten aus dem Schutzbereich und der Landeseinsatzeinheit seien vor allem zur Verkehrsregelung und Absperrung eingesetzt worden.

Laut Boede kam es jedoch am Sonntagmorgen gegen fünf Uhr in der Skaterhalle an der Kurfürstenstraße zu einem Zwischenfall. Die Halle soll laut Stadtjugendring-Geschäftsführer Dirk Harder abgerissen werden, um die Rekonstruktion des Gartens des Palais Lichtenau zu ermöglichen. Im Skater-Winterdomizil hatte man sich nach der Demonstration zur Party getroffen. Wegen ruhestörenden Lärms sollte die Feier von Berliner Bereitschaftspolizisten aufgelöst werden. Boede vermittelte nach eigenen Angaben, worauf die Musik abgestellt und die Anlage abgebaut wurde. Dennoch stürmten die Beamten das Gelände, wobei es zu Verletzungen kam. Die Polizei konnte gestern nur die Ruhestörung, drei kurzfristige Festnahmen sowie die Beteiligung Berliner Beamter bestätigen. (Von Sebastian Scholze)

Quelle: MAZ vom 10.11.2008